Gefördert vom:
In Kooperation mit:

Fortbildung: Vom Bauch in die Welt — Gute Bindung fördert Bildung, Wertebildung und Chancengerechtigkeit

Zielgruppe

Päd­ago­gi­sche Fach­kräfte der Fami­li­en­bil­dung und Erzie­hungs­be­ra­tung, Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen von Jugend­äm­tern, Heb­am­men, Erzie­he­rin­nen und Erzie­her, Kin­der­kran­ken­schwes­tern u.a.m.

Anzahl Personen

30 bis 40 Personen

Bezug zu Werten und Wertebildung

Päd­ago­gi­sche Fach­kräfte sol­len für den Zusam­men­hang zwi­schen Bin­dung und Bil­dung/Wertebildung sen­si­bi­li­siert werden.

Sie sol­len reflek­tie­ren, dass Gehir­n­ent­wick­lung und Bil­dungs­po­ten­tial von Kin­dern ent­schei­dend von den emo­tio­na­len Erfah­run­gen rund um die Geburt und in den ers­ten bei­den Lebens­jah­ren geprägt werden.

Sie sol­len diese Zusam­men­hänge als ent­schei­dend für Chan­cen­ge­rech­tig­keit erken­nen und Eltern für gute Bedin­gun­gen rund um Schwan­ger­schaft, Geburt und das erste Lebens­jahr zu sensibilisieren:

  • Bereits wäh­rend der Schwan­ger­schaft kön­nen Eltern darin bestärkt wer­den, ihrer Intui­tion und Fähig­keit zu ver­trauen, Schwan­ger­schaft und Geburt gut zu bewältigen.
  • Die Art und Weise, wie ein Kind zur Welt kommt, beein­flusst den­Fa­mi­li­en­start. Eine mög­lichst natür­li­che Geburt ermög­licht bei der Ent­bin­dung eine enorm hohe Aus­schüt­tung an natür­li­chem Oxy­to­cin (Bin­dungs­hor­mon) und bewirkt, dass Mut­ter und Kind sich bedin­gungs­los anein­an­der binden.

Bei der Fort­bil­dung sol­len Fach­kräfte reflek­tie­ren, dass Bin­dung sich bereits in der Schwan­ger­schaft ent­wi­ckelt und sich auch in der Zuver­sicht der Eltern, gute Eltern zu sein, aus­drückt. Stö­run­gen wie Ängste, die z. B. durch beun­ru­hi­gende Aus­sa­gen ent­ste­hen kön­nen, beein­träch­ti­gen jedoch das „Bauchgefühl“/die Intui­tion und die Zuver­sicht der Schwangeren.

Eltern, die eine posi­tive Bin­dung zum Kind auf­ge­baut haben, ermu­ti­gen es zur Selbst­stän­dig­keit und zum Explo­ra­ti­ons­ver­hal­ten, was wie­derum beim Kind die Lern­be­reit­schaft erhöht.

Im ers­ten Lebens­jahr ent­wi­ckeln sich im Gehirn in rasan­ter Geschwin­dig­keit neue Ver­schal­tungs­mus­ter beim Erkun­den der Welt. Diese Ent­wick­lung ver­lang­samt sich schon nach dem 2. Lebens­jahr gewal­tig, des­halb ist der Anfang so bedeutend.

Kin­der machen wert­volle Lern­er­fah­run­gen durch posi­tive soziale Inter­ak­tion (Spie­gel­neu­ro­nen) und die Fein­füh­lig­keit von Eltern und Betreuungspersonen.

Eltern brau­chen einen lan­gen Atem, um auch bei Miss­er­fol­gen und Umwe­gen das Kind gedul­dig zu beglei­ten (Bin­dungs­ver­hal­ten von Eltern und Betreuungspersonen).

Arbeitsweise / Stichworte
  • Brain­stor­ming
  • Kurz­vor­trag
  • Part­ner­ar­beit
  • Grup­pen­ge­spräch
Zusatzqualifikation nötig? Wenn ja - welche?

Eine Zusatz­qua­li­fi­ka­tion z. B. GfG-Familienbegleitung ist empfehlenswert.

Methode
Materialien
Zeitbedarf

4 Stun­den

Kosten
Ablauf / wesentliche Inhalte

1. Brain­stor­ming
Asso­zia­tio­nen zum Wert von Bin­dung und Chancengerechtigkeit

2. Phan­ta­sie­reise in die Schwan­ger­schaft
Vor­ge­burt­li­che Bin­dung auf­bauen (Arbeits­blatt 1)

3. Übung zur Beob­ach­tung
Wohl­wol­len­des, kon­zen­trier­tes Beob­ach­ten in der Kin­der­er­zie­hung anre­gen, z. B. anhand eines Text­ab­schnitts aus Michael Ende „Momo“, Gedan­ken­aus­tausch zum Beob­ach­ten (Baby­watching)(Arbeits­blatt 2)

4. Part­ner­ar­beit Hand­schuh­spiel: „Hand­schuhe Anzie­hen“
Zum Erle­ben fein­füh­li­ger Kommunikation

Es bil­den sich Zwei­er­grup­pen. Sie simu­lie­ren ein Eltern-Kind-Paar (A ist die Mut­ter, B ist das Baby). Jede Zwei­er­gruppe hat ein Paar Baum­woll­hand­schuhe. Nach fol­gen­der Regel zieht Part­ner A Part­ner B die Hand­schuhe an: Der erste Hand­schuh wird ange­zo­gen, ohne dass A spricht, der zweite mit lie­be­vol­ler Anspra­che und Blick­kon­takt. B soll mög­lichst pas­siv dabei zu sein und hilft beim Anzie­hen das Hand­schus nicht mit.

Nach­spü­ren: Wie füh­len sich die Hände an, nach­dem sie auf unter­schied­li­che Weise ange­zo­gen wur­den? Gibt es Unterschiede?

Anschlie­ßend Partnerwechsel.

Zwei­er­ge­spräch: Gab es Unter­schiede beim Erle­ben des Anziehens/beim Tun?

5. Grup­pen­ge­spräch
Gespräch über die För­de­rung der Bin­dung durch die ein­fühl­same Pflege und Betreu­ung von Säug­lin­gen und Kleinkindern.

6. Resü­mee
Gespräch über die Über­trag­bar­keit der Übun­gen auf benach­tei­ligte Familien.

Siehe unter Metho­den und im Anhang.

Literaturempfehlungen

Hüther, Gerald: Bedie­nungs­an­lei­tung für ein mensch­li­ches Gehirn, Göt­tin­gen 2010

Ende, Michael: Momo. Ein Mär­chen­ro­man, Erst­aus­gabe: K. Thie­ne­mann Ver­lag 1973, München2009

Bauer, Joa­chim:, Warum ich fühle, was du fühlst: Intui­tive Kom­mu­ni­ka­tion und das Geheim­nis der Spie­gel­neu­rone, Ham­burg 2005

Ger­ber, Magda / John­son, All­i­son: Ein guter Start ins Leben, Emmen­din­gen 2002

Odent, Michel: Geburt und Stil­len, Mün­chen 2010

All­ge­mein: For­schungs­er­geb­nisse der Neu­ro­wis­sen­schaf­ten, Res­i­li­enz– und Bindungsforschung

Lite­ra­tur­liste Werte allgemein

Tipps für die Umsetzung

Es ist wich­tig, das Erle­ben der Übun­gen (Phan­ta­sie­reise, Hand­schuh­spiel) ernst zu nehmen.

Sonstiges / Anmerkungen
Ansprechpartner/Innen / Einrichtung

Pro­jekt­stand­ort Hes­sen
Fami­li­en­Ge­sund­heits­Zen­trum Neu­hof­straße e. V.
Neu­hof­straße 32 H
60318 Frankfurt/Main
Tele­fon 069 — 59 17 00

Ansprech­part­ne­rin­nen:

Thea Vogel und Bri­gitte Peterka