Wertebildung – oder Werteerziehung, Wertevermittlung, Wertetransmission?
Wie lernen Kinder Werte? Innerhalb ihrer Familien, aber auch darüber hinaus, z.B. in der Schule, in der Kita oder durch ihre Freunde? Unter den Stichwörtern Wertebildung, Wertevermittlung, Werteerziehung, Wertetransmission und Wertetransfer findet man in der Literatur Ergebnisse vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, die alle in eine ähnliche Richtung weisen: Kinder nehmen gerne an, was ihnen von nahestehenden Personen, mit denen sie eine enge Beziehung verbindet, also insbesondere den Eltern, vorgelebt wird. Werte werden in erster Linie im Alltag erlernt. Aber Kinder wählen gleichzeitig auch selbst aktiv aus, was sie gut finden und was nicht, sobald sie eigene Reflexionen anstellen können. Werte lernen ist demzufolge ein selbstaktiver Prozess von Individuen, wie letztlich alle anderen Bildungsprozesse auch. Der Begriff Wertebildung erscheint vor diesem Hintergrund treffender als z.B. Wertevermittlung. Vereinfachend könnte man sagen: Je besser die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist, umso besser gelingt auch Wertebildung in Familien. Wie Kinder ihre Familien und Erwachsene im Allgemeinen wahrnehmen und welche Erfahrungen sie in ihrem Umfeld machen, beeinflusst ihre Werteorientierung und spätere Lebenseinstellung maßgeblich.
Was sind Werte?
Aber was sind Werte eigentlich? Unsere persönlichen Werte sind unser innerer Kompass, sie geben uns Orientierung und ermöglichen uns, unser eigenes Handeln und das von anderen Menschen einzuschätzen. Auf der gesellschaftlichen Ebene haben gemeinsam geteilte Werte eine verbindende Funktion und regeln unser Zusammenleben, hierzu gehören bspw. Demokratie und weitere, auch gesetzlich definierte Rechte und Pflichten. Und natürlich gibt es enge Zusammenhänge zwischen unseren persönlichen und gesellschaftlichen Werten. Gemeinsam geteilte Werte legen sozusagen die Spielregeln für Gemeinschaften fest, seien es nun Familien oder ganze Länder.
Werteverfall oder Wertewandel?
Wie passt dazu die These von einem gesellschaftlichen Werteverfall oder vom Wertewandel? Werteverfall würde bedeuten, dass es in unserer Zeit entweder quantitativ weniger Werte gibt als früher, oder dass die Bindekraft/Verbindlichkeit von Werten nachgelassen hat, dass es sie also noch gibt, sie aber weniger Beachtung finden. Manchmal wird auch angenommen, dass es sich bei Werten vor allem um sogenannte Sekundärtugenden (bspw. Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit) handelt, und Werte wie Integrität, Mut, Gerechtigkeit und Mitgefühl werden dabei vergessen. Auch hierzu gibt es viele wissenschaftliche Ergebnisse, die zeigen: Menschen hinterfragen Regeln, die für sie gelten sollen, heute stärker als früher. Insofern können wir sicher von einem Wertewandel sprechen – aber nicht von Werteverfall.
Wertebildung in Familien
Wenn insbesondere Prozesse der Wertebildung innerhalb von Familien in den Blick genommen werden sollen, geht es in erster Linie um prosoziale Werte des Zusammenlebens (welche Werte sind uns in unserem Miteinander wichtig) sowie darum, welche Werte Eltern an Kinder weitergeben möchten. Dies ist Gegenstand des Projekts Wertebildung in Familien.